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Mythen in der Hundehaltung

Mythen in der Hundehaltung
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Mythen in der Hundehaltung

Dieser Ratgeber-Artikel umfasst folgende Inhalte:

Mythen in der Hundehaltung

Wir alle interessieren uns gern für das Thema "Der Hund als unser treuer Begleiter". Diese Thematik begegnet uns auf verschiedenen Wegen, sei es durch Online-Foren, soziale Medien, Printmedien oder während eines gemütlichen Spaziergangs mit anderen Hundeliebhabern. In einer Welt, in der es so viele Informationen und unterschiedliche Meinungen zur Hundeerziehung und zum Verhalten von Hunden gibt, kann es eine echte Herausforderung sein, zwischen Fakten und Mythen zu unterscheiden. Die Forschung rund um den Hund schreitet stetig voran und bringt neue Erkenntnisse. Dennoch prägen einige weitverbreitete Missverständnisse und alte Weisheiten über Hunde unseren Alltag mit ihnen oft immer noch stark. Im Folgenden werden wir uns mit einigen dieser verbreiteten Irrtümer auseinandersetzen.

Hunde regeln das unter sich

Warum man nicht davon ausgehen sollte!

Gut sozialisierte Hunde können die Körpersprache des Gegenübers lesen und reagieren dann mit einem angemessenen Verhalten. Solche Hunde sind in der Regel älter und erfahrener und haben eine gute Erziehung und Sozialisierung durchlaufen. So haben sie gelernt, wenn sein Gegenüber beschwichtigt, droht oder zum Spielen auffordert und reagiert dann mit Distanz, Beschwichtigung oder ebenfalls mit Spielhaltung. Problematisch wird es, wenn beim Aufeinandertreffen ein Hund oder gar beide Fellnasen die Kunst der Körpersprache nicht beherrschen oder Unwohlsein, Krankheit etc. den Hund belasten.

Noch schwieriger wird es, wenn es sich um eine Gruppe von Hunden handelt die sich nicht kennt. Wir können nicht abschätzen wie sich die Situation entwickelt und welche Hunde wie sozialisiert sind. Mehrere gegen einen könnte das Resultat sein, für den einzelnen Hund ist das absolut traumatisierend. Das Risiko, dass es dann zu Konflikten kommt, die auch ernsthaft mit Verletzungen einhergehen können, sollte auf jeden Fall vermieden werden. Denn was könnte der Hund aus solchen Eskalationen lernen:

  • Ich muss nächstes Mal schauen, dass ich von Anfang an die Oberhand habe
  • Warnen, Beschwichtigen etc. kommt beim Anderen nicht an, also geh ich sofort in die Offensive und gebe keine Warnzeichen mehr
  • Ich bin auf mich alleine gestellt und muss es selber klären. Auf meinen Menschen kann ich mich nicht verlassen
  • Ich bin in Gefahr um andere Hunde und gehe Kontakten generell aus dem Weg, weil ich mit dem Schlimmsten rechnen muss

… soweit wollen wir es nicht kommen lassen. Denn solche negativen Erfahrungen helfen unseren Fellnasen nicht zum souveränen, sicheren Hund zu werden, sondern bewirken oft das Gegenteil.

Was also tun, wenn Hunde aufeinandertreffen?

  • Sind die Hunde noch angeleint wollen aber Kontakt, dann ist die Kommunikation unter den Hundehaltern das A und O. Austausch über den eigenen Hund hilft bei der Entscheidung die Hunde zueinander zu lassen. Zur Erinnerung, respektvolles Verhalten: kein nicht angeleinter Hund geht zu einem angeleinten bis von beiden Seiten geklärt ist ob und wie ein Kontakt ok ist.
  • Sind beide Hunde frei und gehen in Kontakt dann in der Nähe bleiben und die Situation im Auge behalten.
  • Bei Zeichen, dass ein Hund den Kontakt nicht möchte, es zu übermäßigen Spannungen oder Drohgebärden kommt, sollten alle Hunde vom Halter zurückgerufen werden.
  • Geh ich mit meinem Hund bereits einem Kontakt aus dem Weg und der andere Hund (oder mehrere Hunde) kommt trotzdem auf meinen zu, egal ob der angeleint ist oder nicht, fordere ich den anderen Besitzer auf seinen Hund/seine Hunde zurückzurufen. Oft bekommt man dann zu hören: «meiner will nur beschnüffeln oder spielen» was nichts anderes heißt als: «ich kann ihn nicht abrufen»!
  • Sind solche freilaufende Hunde dann doch bei meinem muss ich je nach dem eigenen Hund und dessen Themen entscheiden:
    • Blockiere ich den anderen Hund, weise ihn vehement ab und ziehe mich zurück
    • Lasse ich meinen frei damit er durch die Leine und den damit begrenzten Raum nicht noch mehr gestresst wird

Wichtig! Es müssen immer beide Hunde bedacht werden, wenn man in eine solche Situation gerät.

Hier ein durchaus realistisches Beispiel:

Ein Chihuahua, vielleicht nicht gut sozialisiert oder testosterongesteuert geht einen Schäferhund an und fordert eine Rollenklärung. Kann der kleine Hund nicht vom Halter davon abgehalten werden, dann muss der Schäferhundbesitzer auch den kleinen Kamikaze-Hund schützen und ihn gegebenenfalls vehement wegweisen. Niemand will, dass diese zwei Hunde es untereinander selber ausmachen. Selbst wenn der größere Hund sich nur wehrt ohne zuzubeißen können schlimme Verletzungen beim kleineren Hund entstehen. Der Verlierer wird auf jeden Fall der Chihuahua sein und der Besitzer mit dem Schäferhund hat dann ein Verfahren am Hals, obwohl dieser vielleicht sogar angeleint und nicht an Kontakt interessiert war. Es interessiert schlussendlich niemand, welcher Hund die Situation provoziert hat und welcher Halter nicht richtig reagiert hat. Der verletzte Hund ist immer das Opfer und der andere Hund der Täter und so wird dann auch bei einer Anzeige verfahren. Das ist unser Hundegesetz.

Welpenschutz

Dies ist einer der größten und hartnäckigsten Mythen überhaupt. Demzufolge sollen erwachsene Hunde instinktiv merken, dass der Welpe Schutz benötigt und diesen daher nicht ernsthaft angreifen.

Selbst bei Wölfen wird eine gewisse Toleranz gegenüber den Jungtieren im eigenen Rudel nur innerhalb der ersten 6 bis 7 Wochen beobachtet. Rudelfremden Wolfwelpen gegenüber wird diese "Schonfrist" in der Regel nicht gewährt, es kann da auch zur Tötung der «fremden» Welpen kommen. Einen direkten Welpenschutz kann also weder beim Wolf, noch beim Hund nachgewiesen werden. Welpen zeigen in der Regel instinktiv sehr viele Beschwichtigungssignale, die vor Eskalation schützen, sofern der andere Hund diese lesen kann. Darauf ist aber kein Verlass. Es ist wichtig, dass der Welpe Kontakt zu anderen Hunderassen hat, um diese lesen zu lernen und in der Kommunikation unter seinesgleichen immer sicherer wird. Erstkontakte müssen jedoch sorgfältig begleitet werden. Unbedingt zu vermeiden ist, dass der Welpe auf der Hundewiese vor einem herannahenden fremden Hund davonrennt. Er tut dies aus purer Angst, oftmals begleitet von hohen angstvollen Schreien. Im anderen Hund kann dies erhöhte Neugier/ Jagdtrieb auslösen und eine traumatische Jagd nach dem Welpen ist die Folge. Auch wenn er dem Welpen nichts tut, für diesen ist es eine Erfahrung die in ihm nur eins zeigt, ich bin komplett schutzlos – und er gerät in Todesangst.

Wie soll nun aber der Welpe Kontakt zu fremden Hunden aufnehmen, denn dass er dies tut ist wichtig. Zuerst sollte er an sein neues Leben in seinem neuen Zuhause (ca 2 Wochen) gewöhnt werden, wo er sich vor allem mit seinen neuen Menschen, von denen er Sicherheit, Geborgenheit und liebevolle Grenzen gesetzt bekommt und seiner nächsten unmittelbaren Umgebung auseinandersetzen können. Hat man im Bekanntenkreis souveräne Hunde, kann einzeln Kontakt zu diesen zugelassen werden. Auch geht er in eine Welpengruppe, wo es wichtig ist, dass er möglichst viele positive Erfahrungen macht. Auf diese Weise lernt nicht nur der Hund seinen Menschen, sondern auch der Mensch seinen neuen Weggefährten kennen.

Dann erst sollte man mit ihm auf eine Hundewiese oder an andere Orte wo er Kontakt zu anderen Hunden bekommt. Am besten die ersten paar Male mit Schleppleine, da man so verhindern kann, dass er in einem unbedachten Moment wegrennt, wenn ein fremder Hund auf ihn zukommt. Den Schnüffelkontakt dann begleiten, dem Hund dabei falls nötig Schutz bieten (ZB indem man zu ihm hinab kauert) damit er merkt: es ist ok, wenn andere Hunde auf mich zukommen. Mein Mensch gibt mir einen sicheren Rahmen in meiner Unsicherheit. Sehr schnell kann man dann in der Regel wieder aufstehen und die Hunde so im Kontakt lassen.

Hunde brauchen Hundegesellschaft

Junge Hunde sollten regelmäßigen Kontakt mit Artgenossen verschiedener Rassen haben, um soziales Verhalten zu erlernen und die Hundesprache zu lernen. Wenn ein Hund später jedoch hauptsächlich Zeit mit seinen Menschen verbringt und nur gelegentlich kurze Begegnungen mit anderen Hunden hat, wird er den Kontakt zu Artgenossen oft nicht vermissen. Anders verhält es sich bei Hunden, die sich bereits seit dem Welpenalter oder durch regelmässige Treffen kennen. Diese Hunde sind miteinander vertraut und freuen sich auch im Erwachsenenalter über die Gesellschaft ihres Hundekumpels

Erwachsene Hunde, die auf andere zugehen die sie nicht kennen, sind nicht in erster Linie daran interessiert miteinander zu spielen. Sie wollen Informationen über das Gegenüber. Diese Informationen können ihnen kurz darauf aber überhaupt nicht gefallen, so dass es zu Auseinandersetzungen kommt, welche manchmal unschön enden können.

An der Leine mit fremden Hunden Kontakt zulassen ist grundsätzlich keine gute Idee. Auch wenn der andere Hundehalter meint, er möchte nur Hallo sagen. Kein Hund will nur Hallo sagen, er will – wie auch im Freilauf abklären, wer der andere ist. Gefällt ihm nicht was er da erschnüffelt, kann eine vermeintlich freudige Erregung schnell in Aggression kippen. Für beide Hunde ist das an der Leine eine denkbar unschöne Angelegenheit, da sie nicht mehr ausweichen können. Also lieber fragen ob beide ohne Leine Kontakt aufnehmen können.

PS: Über das Thema «einen zweiten Hund in die Familie holen – um dem ersten Hund eine Freude zu machen…» könnt ihr euch in diesem Forum später informieren.

Schwanzwedeln bedeutet Freude

Man hört oft die Behauptung: "Der Hund wedelt mit der Rute, also ist er glücklich ist und freut sich" Dies ist jedoch eine Vereinfachung der komplexen Körpersprache von Hunden und vernachlässigt andere wichtige Signale, die sie senden. Die Position und Bewegung der Rute ist nur ein Teil ihrer Ausdrucksweise. Hunde nutzen ihre Rute, aber auch die Haltung ihres Kopfes, ihrer Ohren, das Aufstellen ihres Nackenfells, ihre Körperspannung und ihre Mimik, um ihre Gefühle auszudrücken. Das Schwanzwedeln an sich deutet in der Regel auf Erregung hin, die aus verschiedenen Gründen herrühren kann, darunter Jagdinstinkt, Aggressivität oder Unsicherheit und natürlich auch Freude. Die Höhe und die Spannung auf die der Schwanz gehalten wird, kann viel über die Intention des Hundes verraten. Ein freundliches und einladendes Wedeln geht oft mit einer tieferen Schwanzposition einher, während eine höher getragene und angespannte Rute darauf hinweisen kann, dass der Hund angespannt ist sowie dominieren oder imponieren möchte – die Haltung seinem Gegenüber also bei weitem nicht grundsätzlich freundlich gesinnt ist. Ergibt sich dann ein Konflikt welcher in Aggressionsverhalten mündet sind die Halter dann oft überrascht und sagen: «Aber meiner hat doch so freundlich gewedelt, warum reagiert der andere Hund nun so unfreundlich…». Eben darum, weil der Ausdruck des Hundes vom Menschen nicht als Ganzes gesehen wurde, sehr wohl aber vom anderen Hund.

Die Wiedersehensfreude meines Hundes muss ich möglichst ignorieren, wenn ich nach Hause komme…

Ja, lange Zeit war das der Rat aller HundetrainerInnen, inklusive mir. Zugegebenermaßen habe ich mich aber ganz instinktiv nicht immer daran gehalten und habe meinen Hund beim nach Hause kommen trotzdem geknuddelt und Freude an seiner Freude gezeigt. Geschadet hats ihm nicht, auch alleine bleiben konnte und er weiterhin gut. Die neuesten Forschungen rund um die emotionale Stabilität und Bindung zwischen Hund und Mensch sind heute nun ebenfalls anderer Meinung. Es geht dabei nicht darum, ein riesiges Willkommens-Theater zu veranstalten bei der Rückkehr, das ist sicher nicht nötig. Jedoch wurde erkannt, dass der Hund Beachtung und Freude beim Wiedersehen braucht und keine komplette Ignoranz. Diese kann er nicht einordnen und dadurch verunsichert werden. Da die Beziehung zu seinem Menschen für den Hund die Wichtigste überhaupt ist, schließlich sind wir es, die sein körperliches und psychisches Überleben sichern, ist es für ihn wichtig, mit uns in Kontakt zu treten, wenn wir zurückkehren. So wird das auch in der Natur unter Wölfen, aber auch in anderen Tiergruppen, gehandhabt. Das Thema ist nicht ob, sondern wie wir das mit unseren Hunden machen. Wie erwähnt, braucht es kein großes Theater, sondern freundliche Ansprache, Körperkontakt (ein Streichel, etwas knuddeln). Damit ist nicht gemeint, dass der Hund uns anspringen und anbellen soll und wir dann solches Verhalten auch noch belohnend verstärken. Wir wollen auf die Gefühlslage und emotionalen Bedürfnisse der Hunde antworten, nicht auf deren respektloses Verhalten. Überbordende Hunde brauchen darum manchmal Hilfe ihre Aufregung zu kanalisieren, am besten beginnt man dabei im Welpenalter. Einige Hunde suchen sich solche Möglichkeiten oft von selber. So kann es ihnen zum Beispiel helfen, wenn sie dabei ein Plüschtier im Maul herumtragen und über dieses – anstelle von hochspringen und bellen – ihre Aufregung abbauen können. Dieses Verhalten kann man dem Hund auch gezielt anbieten und lernen, wenn er nicht weiß wohin mit sich und seiner Freude und deshalb auf Verhalten wie Bellen, Hochspringen, etc. zurückgreift. Selbst Hunde die sonst nichts tragen wollen lassen sich in solchen Situationen meistens auf so ein Angebot ein. Falls nicht, kann es dem Hund helfen, wenn wir von ihm freundlich aber bestimmt ein Verhalten einfordern welches er schon gut kann (Sitz, Pfote geben, hol dein Spielzeug, etc.) und ihn so aus seiner übermäßigen Aufregung herausholen.

Zum Thema «Alleine Bleiben» wird in einem späteren Artikel näher eingegangen. Soviel sei gesagt: Ob und wie er das kann hat grundsätzlich nicht viel mit der Rückkehr-Begrüßung zu tun

Kleiner Zusatztipp:

Dem Hund von Anfang an beibringen, dass er nicht hochspringen darf…. Außer auf Kommando. Dieses kann man dann geben, wenn der Hund sich schon etwas beruhigt hat in seiner Wiedersehensfreude. So wird er einerseits belohnt für respektvolles Benehmen und lernt: ich komm trotzdem zu dem was ich für mein Wohlgefühl brauche